Ausgerollt – Sind die E-Scooter am Ende?

Im Juni 2019 überrollte eine neue Mobilitätswelle Deutschland. Mit der Zulassung stand der E-Scooter am Ende plötzlich in allen größeren Städten. Ich erinnere mich noch gut daran, weil der Startschuss mit unserem Büroumzug in die Hamburger Innenstadt zusammenfiel. Ich dachte zuerst, die Roller wären Teil einer größeren Veranstaltung, als plötzlich so viele Leute auf elektrischen Rollern durch die Gegend fuhren.
Es stellte sich natürlich schnell raus, dass es eben kein besonderes Event war, sondern dass sich das neue Mobilitätskonzept mit beispielloser Geschwindigkeit in den Großstädten ausbreitete. Vor allem durch die zahlreichen Anbieter, die den bequemen Verleih an Ort und Stelle ermöglichen. Ein Lichtblick, um die Straßen der Städte etwas zu entlasten.
E-Scooter nicht nur beliebt
Doch die Roller sind umstritten. Im Vergleich zur Zahl der Fahrräder sollten sie eigentlich nicht sonderlich auffallen. Da sie sich aber an jeder Stelle abstellen lassen, stehen sie nicht selten auch einfach im Weg herum. In Paris führte der Frust dazu, dass sich vermehrt Roller in der Seine fanden, nachdem sie von Fußgängern von den Wegen beseitigt wurden.
Problematisch sind ebenfalls die Verkehrsregeln für die Roller, denen sich die meisten Nutzer kaum bewusst sind. So sausen die Nutzer auch gerne mal durch Fußgängerzonen. Auch allgemein hatte ich das Gefühl, dass ein Großteil der Nutzer alles andere als verantwortungsvoll fährt. Vor allem wenn Personen zu zweit auf einem Roller stehen und bei der Fahrt noch Selfies machen. So wurde das eigentlich interessante Konzept nicht selten zum Ärgernis der normalen Fußgänger.
Und dann kam der Winter
Wenn ich heute zur Arbeit gehe, fallen die E-Scooter kaum mehr auf. Zwar stehen sie noch immer an vielen Orten und das in größerer Zahl, aber Personen auf den Rollern begegne ich nur sehr selten. Es ist fast so, als wären die E-Scooter am Ende. Ganz so schnell sollte man das Todesurteil aber trotzdem nicht fällen. Seit November besteht das Hamburger Wetter vorwiegend aus einer ekligen Mischung aus Wind und Regen. Da steigt man ähnlich ungern auf den E-Scooter, als aufs eigene Rad.
Im Frühling wird sich zeigen, ob der E-Scooter am Ende ist, oder ob die Sonne wieder vermehrt Menschen auf die Geräte lockt. Doch selbst wenn nicht, bleibt es ein wichtiger Fingerzeig. Wir sind aufgeschlossener gegenüber neuen Fortbewegungsarten geworden und ein Konzept kann sich innerhalb kürzester Zeit verbreiten. Der E-Scooter bereitet den Weg für viele weitere, womöglich ausgefeiltere Mobilitätskonzepte.
Während sich an der Zahl der E-Scooter trotz Winter wenig geändert hat, schrumpft nun aber die Anzahl der Anbieter. Kürzlich übernahm der amerikanische Anbieter Bird den deutschen Konkurrenten Circ. Der Anbieter Lime arbeitet derzeit an einer KI-Erkennung, ob der Nutzer auf Gehwegen fährt. Mit den Daten möchte Lime in San José, wo das System getestet wird, auch daran arbeiten, die Infrastruktur für Radwege zu verbessern.
Ein eigener E-Scooter funktioniert auch außerhalb der Ballungsräume(Provisionslink)
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