Alternative Karosserien: Ein Auto aus Hanffasern

Alternative Karosserien.

Je weniger ein Auto wiegt, desto weniger Kraftstoff verbraucht es. Nach dieser einfachen Regel versuchen Autobauer, jedes Jahr neue Techniken bei der Entwicklung von Neuwagen anzuwenden, um ihr Gewicht zu reduzieren. Das kommt natürlich auch der Umwelt zu Gute, zumindest dann, wenn die Autos auf der Straße unterwegs sind. Dabei sind neben den Motoren natürlich vor allem der Rahmen im Inneren des Autos und die Karosserie für das hohe Gewicht vieler Wagen verantwortlich. Wie BMW, Audi und Co jetzt schon auf alternative Karosserien setzen und welche neuen Stoffe in der Auto-Branche Anwendung finden, erfahrt ihr hier.

Stahl hat ausgedient

Sehr lange Zeit galt Stahl als das perfekte Material, um damit Autos herzustellen. Schließlich ist das Material sehr robust und kann einfach in Masse produziert werden. Allerdings ist das Gewicht eines kompletten Stahl-Innenlebens sehr hoch. Schon kleine Veränderungen bei den Materialien können da eine große Wirkung haben. So stellte Porsche lange Zeit Wagen her, deren hintere Längsträger aus 14 verschiedenen Stahlbauteilen bestanden. Die brachten insgesamt 14,5 Kilogramm auf die Waage. Seit ein paar Jahren wird in der Produktion jetzt jedoch auf eine Aluminium-Druckgusstechnik gesetzt. In neueren Modellen besteht der gleiche Längsträger nur noch aus drei Teilen und wiegt nur noch 8,6 kg.

Auch andere Autobauer stellen sich immer mehr auf Alternativen zu Stahl ein. Mit dem BMW i3 brachte der bayrische Auto-Hersteller einen Wagen heraus, dessen Karosserie aus Karbonfaser bestand. Dieses Material ist nicht nur besonders widerstandsfähig, sondern hat dem Auto zusammen mit seinem Alurahmen, mal eben 100 kg leichter gemacht. Generell wird Aluminium in der Autobranche ein immer beliebterer Stoff. Denn er ist um einiges günstiger als zum Beispiel Carbonfaser. Das hat auch die britische Markenallianz Jaguar-Land Rover erkannt, die ihren Jaguar XE mit einer Karosserie auslieferten, die zu 75 Prozent aus Aluminium bestand.

Ein ganz neuer Ansatz in der Branche des Autobaus könnte die flächendeckende Nutzung von Magnesium sein. Schon seit Jahren wird dieses nämlich für Rennwagen benutzt, weil es noch einmal deutlich leichter ist als Aluminium. Bis damit aber serienmäßig Autos gefertigt werden können, wird es noch ein wenig dauern. Im Moment ist die massenhafte Produktion von Magnesium für die Autoherstellung noch sehr teuer.

Naturfaserverstärkte Kunststoffe als Alternative

Egal für welches aktuelle Material man sich am Ende des Tages entscheidet, nur wenige davon sind umweltfreundlich. Für die Herstellung von Carbonfasern zum Beispiel wird eine Menge an Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Auch deswegen gibt es immer mehr Bestrebungen gänzlich alternative Stoffe für den Autobau zu nutzen. So eignen sich Flachs- und Hanffasern für die Herstellung von Karosserien. Nicht nur hat die Produktion dieser Fasern sogar eine positive CO2-Bilanz, sondern die Stoffe zerbrechen auch anders als klassische Metalle. Während Carbonfasern sehr kleinteilig splittern, brechen NFK (Naturfaserverstärkte Kunststoffe) nur in größere Teile. Bei Unfällen könnte das Verletzung-Risiko zumindest verringern.

Ein Nachteil der NFKs ist aber, dass sie weniger elastisch sind und sich deswegen in der Massenproduktion nur bedingt eignen. Dennoch gibt es von Hochschulen und Motorverbänden bereits die ersten Versuche, alternative Karosserien komplett aus den naturverstärkten Kunststoffen herzustellen. Im Vergleich zu herkömmlichen Metallen fällt auch wieder einiges an Gewicht weg, was den Kraftstoffverbrauch niedriger hält.

Was erwartet uns also in der Autobau-Branche?

Wenn wir die Mobilität von morgen umweltfreundlicher gestalten wollen, dann müssen wir buchstäblich alle Teile der Autoproduktion bedenken. Nicht nur sorgt ein geringes Gesamtgewicht des Wagens für weniger Kraftstoffverbrauch. Alternative Karosserien und neue Stoffe in der Produktion können uns auch ganz neue Wege der umweltfreundlichen Herstellung aufzeigen. Sogenannte NFKs könnten schon in einigen Jahren massenhafte Anwendung bei der Herstellung von bestimmten Autoteilen finden. Wie lange das letztlich dauern wird, ist im Moment schwer abzusehen. Denn viele modernere und umweltfreundlichere Alternativen sind noch mit einigen Hürden verbunden und nur selten bereits für die Massenproduktion geeignet. Trotzdem ist die Forschung an diesen neuen Materialien wichtig und könnte uns letztlich in eine nachhaltigere Zukunft führen.


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